Elektro-Kardiographie (EKG)

Im Herz befindet sich ein spezielles Reizbildungs und -leitungssystem, in dem die elektrische Erregung entsteht und sich ausbreitet. Dadurch wird die Kontraktion des Herzens, also seine Pumpfunktion ermöglicht.

 

Das Herz ist im Gegensatz zu den meisten anderen Organen (z.B. Leber, Lunge, Milz etc.) ein Organ mit ausgeprägter elektrischer Aktivität.

Der Taktgeber des Herzens ist im Normalfall der so genannten Sinusknoten im Bereich des rechten Vorhofdaches. Hier entstehen die zur Funktion entscheidend wichtigen Stromimpulse. Der Sinusknoten wird in seiner Geschwindigkeit durch das vegetative Nervensystem beeinflusst (z.B. bei Anstrengung oder Aufregung schneller).

Der Stromimpuls wird dann über speziell dafür vorgesehene Bahnen (die man sich ähnlich wie Kabelvorstellen kann), über die gesamte Herzmuskulatur geleitet.

Dies geschieht in einer genau festgelegten Reihenfolge, denn nur dadurch kann sich das Herz auch sinnvoll zusammenziehen und somit seiner Pumpfunktion nachkommen.  Zuerst werden die Vorhöfe erregt und ziehen sich zusammen. Hierdurch werden die Hauptkammern aktiv zusätzlich befüllt (wie eine Einspritzpumpe beim Ottomotor). Erst danach ziehen sich die Hauptkammern zusammen. Und zwar symmetrisch beginnend von der Herzspitze.

Ohne geregelten Strom kein Blutfluss sozusagen.

Das EKG, so wie es üblicherweise abgeleitet wird (an 10 Punkten (Arme, Beine und Brustkorb) entsprechend 12 Kanälen, ist die Summe dieser elektrischen Aktivitäten. Korrekter Weise muss von einem oberflächlichen EKG gesprochen werden, da es davon abweichend noch die Ableitung eines intrakardialen EKGs (Elektroden werden mit einer Kathetertechnik ins Herz vorgeführt) gibt.

Unterschieden werden Erregungsbildungsstörungen (daraus folgen Rhythmusstörungen), Erregungsausbreitungsstörugen (hierbei kommt es häufig zu zu langsamen Herzschlägen oder Pausen, aber auch Druckerhöhungen im Lungenkreislauf und Muskelschädigungen finden hier ihren Ausdruck) und Erregungsrückbildungsstörungen (hier werden Durchblutungsstörungen und Entzündungszeichen sichtbar).

Die Aussagekraft eines Ruhe EKG's ist aber beschränkt, da sich kurz vor einem Herzinfarkt oder einer bedrohlichen Rhythmusstörung keinerlei Veränderung zeigen müssen.

Wichtig ist der Vergleich mit früheren EKG's da Veränderungen im Laufe der Zeit wesentlich aussagekräftiger sind.

 

Unterscheidung und Durchführung

Ruhe-EKG:
An der Brustwand werden sechs Elektroden auf ein elektrisch leitendes Gel oder Desinfektionsmittel, in bestimmter Reihenfolge angebracht. Nun wird die elektrische Herzaktivität gemessen.
· Prüfung der Herztätigkeit im körperlichen Ruhezustand.



Belastungs-EKG:
Beim Belastungs-EKG muss der Patient entweder auf einem Laufband gehen oder auf einem fixierten Fahrrad fahren.
Verwendung bei
· Verdacht auf Erkrankung der Herzkranzgefäße.
· Verdacht auf Belastungshypertonie (krankhafte Erhöhung des Blutdrucks unter Belastung)
· Beurteilung von Herzrythmus-Störungen unter Belastung.



Langzeit-EKG:
Beim so genannten Langzeit-EKG wird ein Oberflächen EKG mit nur 2 Ableitungen über einen längeren Zeitraum (meistens 20-24 Std) aufgezeichnet. Dies dient zur Abklärung beziehungsweise zur Analyse von vermuteten oder bereits bekannten Rhythmusstörungen. Das Aufzeichnungsgerät, ein kleines Kästchen wird an einem Gürtel getragen. Gerade zur Abklärung von Synkopen ist das Langzeit-EKG unverzichtbar. Einschränkend muss gesagt werden, dass leider manche Rhythmusstörungen so selten auftreten, dass es auch bei mehrfachen Langzeit-EKGs es nicht gelingt diese aufzuzeichnen.

Dieses Problem lässt sich gelegentlich durch einen so genannten Eventrekorder lösen. Dabei handelt es sich um einen Schrittmacher ähnliches kleines Metallgehäuse. Dieses wird im Bereich des Schlüsselbeins unter die Haut implantiert. Es wird dann in einer Endlosschleife ein EKG aufgezeichnet. Durch eine Fernbedienung kann die Aufzeichnung nach einem Ereignis angehalten werden. Wie bei einer Schrittmacher-Abfrage kann dann das gespeicherte EKG ausgelesen, dargestellt und analysiert werden.

Da der Recorder aber operativ unter die Haut gepflanzt wird besteht somit wie bei allen eingreifenden Maßnahmen ein wenn auch sehr geringes Restrisiko. Zudem sind diese Recorder natürlich Einmalartikel (mit einem sehr hohen Einzelpreis). Deshalb werden solche Recorder nur zur Abklärung von wahrscheinlich bedrohlichen Rhythmusstörungen eingesetzt.